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Wie lange kann ein Hund alleine bleiben?



Etwas, dass ich sehr oft höre: „Mein Hund kann locker 8 Stunden alleine bleiben.“

Aber,.. ist das wirklich so? Und wie geht es dem Hund damit? Nach welchen Parametern wird das entschieden? Ich frage mich, woher wollen die Menschen das so genau wissen? Ein Leben im Lockdown ist nicht nur für uns vielleicht eine Horrorvorstellung.

 

Fakt ist: Der Hund BLEIBT 8 Stunden alleine. Eine andere Wahl hat er schließlich nicht. Und vielleicht hört man dabei auch kein Geräusch der Trauer, Verzweiflung oder Einsamkeit von ihm. Jemand, der es wirklich wissen will, filmt seinen Hund während des Alleineseins. Aber auch das zeigt nur bedingt, wie es dem Hund wirklich geht. Denn selbst ein Hund, der ruhig in seinem Hundebett liegt, kann verzweifelt und traurig sein. Im besten Fall schläft er - das ist natürlich ein Hinweis, dass es für ihn momentan ok ist alleine zu sein. Aber trotzdem: kein Hund schläft 8 Stunden am helllichten Tag. Schon gar nicht am Stück. Leider ist es trauriger Alltag für viele Hunde, alleine zu sein.

Kompromisse

Ein Zusammenleben zwischen Hund und Mensch ist natürlich in vielen Punkten ein Kompromiss. Geht ja auch nicht anders, schließlich haben beide Seiten ja doch in vielen Punkten grundverschiedene Bedürfnisse und wir Menschen Verpflichtungen. Umso wichtiger ist es, dass immer ein Kompromiss gesucht wird, der für beide Seiten das Beste ist. Dabei müssen wir aber auch die Alternativen abwägen. Wenn ich z.B. einen Hund von der Straße hole, wo er gegen Hunger, Durst, Angst, Kälte und Gewalt kämpfen musste, ist es sicher besser, ihn für ein paar Stunden in einem sicheren Zuhause alleine zu lassen (sofern er die Möglichkeit hatte, es zu lernen).

Im Endeffekt geht es aber wie bei so vielem darum, ein gesundes Maß zu finden. Wenn auf das Alleinebleiben ein toller, langer Spaziergang und viel Aufmerksamkeit folgt, ist es bestimmt halb so schlimm. Trotzdem könnte ich Cassie niemals 5 Tage die Woche 8 Stunden alleine lassen. Da würde ich nicht nur mehr als ihr halbes Leben verpassen, ich könnte unter diesen Umständen auch keine so starke Bindung zu ihr aufbauen. Damit man den Hund besser versteht, habe ich mal so einen einsamen Tag aus dem Leben eines Hundes, ich nenne ihn jetzt einfach mal Smokey, zusammengefasst.


Ein Tag in Smokeys Leben

• 7:30 Uhr: der Wecker läutet, Smokey liegt zwar noch in seinem Hundebett, ist aber bereits ganz aufmerksam und beobachtet sein Frauchen beim Wachwerden

• 7:40 Uhr: die Frau steht auf, macht sich frisch und geht in die Küche um zu frühstücken und ihren ersten Kaffee zu trinken; auch Smokey hat mittlerweile sein Hundebett verlassen und liegt nun in der Nähe der Küche. Seine Blase ist voll, er weiß aber, dass es noch ein bisschen dauert, bis es zur ersten Gassirunde losgeht.

• 08:10 Uhr: Endlich! Jetzt geht’s raus und Smokey kann auf die Toilette gehen. Alles ist spannend, aufregend und riecht so gut - Smokey möchte am liebsten an jedem Grashalm schnuppern um zu erfahren, was denn seit gestern so Neues in der Nachbarschaft passiert ist. Aber leider hat das Frauchen keine Zeit dafür und zerrt Smokey regelrecht wieder zurück ins Haus und schimpft sogar ein wenig, weil er schon wieder so lange braucht.

• 8:22 Uhr: wieder zurück zu Hause. Smokey hatte weder genug Zeit sich zu bewegen noch die große weite Welt da draußen zu erschnuppern. Kaum zu Hause angekommen, wird auch schon der Futternapf gefüllt.

• 8:50 Uhr: Die Frau packt ihr Zeug zusammen und verlässt das Haus. Smokey kommt - wie jeden Tag - leider nicht mit und muss allein zu Hause bleiben. Er kann sogar noch ihre Schritte draußen hören. Er läuft noch ein wenig auf und ab und gibt kurz traurige Geräusche von sich. Bis sein Frauchen von der Arbeit zurückkommt, hat Smokey viel in die Luft geschaut, ein bisschen gedöst und alle Geräusche wahrgenommen die, die Umgebung so von sich gegeben hat. Könnte ja schließlich jede Minute so weit sein, dass sein Frauchen wieder zurückkommt. So wartet Smokey Stunde um Stunde.

• 17:05 Uhr: JUHU! Endlich! Sie ist wieder zu Hause! Smokey freut sich riesig! Dabei merkt er, wie voll eigentlich seine Blase ist. Nach einem kurzen begrüßen und über den Kopf streicheln wird Smokey wieder ignoriert. Der Blasendruck ist mittlerweile unerträglich. Smokey stellt sich nervös vor die Gartentür, welche daraufhin geöffnet wird und ihm signalisiert, dass er in den kleinen Garten darf. Nachdem er sich lösen konnte, saugt er fast schon gierig alle Gerüche und Eindrücke aus der Natur auf. Wie schön es hier ist!

• 17:13 Uhr: Smokey wird wieder hereingerufen. Frauchen muss nämlich anscheinend nochmal weg und ein paar Besorgungen erledigen. Smokey läuft ihr hinterher, freudig in der Annahme, dass er diesmal mitkommen darf. Fehlanzeige. Auch hier darf er leider nicht mit. Ein enttäuschter und frustrierter Smokey bleibt zurück.

• 18.30 Uhr: Wie schön - Frauchen ist wieder zu Hause! Smokeys Freude ist kaum auszuhalten. Sein Frauchen freut sich ebenfalls ihn wieder zu sehen, ja es gibt sogar ein Leckerli! Smokey ist hochmotiviert und läuft hinter seinem Lieblingsmensch her. Doch viel Aufmerksamkeit bekommt er leider nicht. Jetzt müssen erst mal die Einkaufstaschen ausgeräumt werden. Damit Smokey dabei nicht stört, wird er auf seinen Platz geschickt. Schon wieder herumliegen…

• 19.20 Uhr: Jetzt geht’s endlich nach draußen. Smokeys Freude ist fast nicht im Zaum zu halten und er zieht an der Leine, - es gibt schließlich so vieles nachzuholen! Und der Tag ist ja fast schon wieder vorbei. Er ist bemüht so viele Eindrücke wie möglich aufzunehmen! Endlich keine Langeweile mehr. Die Spaziergänge sind gemessen an den vielen Stunden sehr kurz. Smokeys hohe Erwartungshaltung steht aber leider sehr im Gegensatz zu der Motivation seines Frauchens. Diese hängt nur am Handy und möchte so schnell wie möglich wieder nach Hause. Der Arbeitstag war ja doch sehr lang.

• 20:10 Uhr: Zurück zu Hause, für Smokey gibt’s wieder Essen. Der Fernseher wird eingeschaltet, Frauchen setzt sich aufs Sofa und sieht sich einen Film an. Smokey liegt auf dem Teppich, gleich bei ihren Füßen und schaut wieder vor sich hin.

• 23:00 Uhr: Frauchen geht schlafen. Und Smokey? Der hofft darauf, dass er morgen endlich mal mitkommen darf!


Wichtige Erinnerung

Wenn wir nur die 8 Std. Alleinsein während diese Menschen arbeiten sind, hochrechnen, sind das schon rund 1920 Stunden im Jahr. Wenn wir das auf 10 Jahre hochrechnen sind das 19.200 Stunden der Leere und Langeweile! Das sind 800 Tage Lebenszeit in der Leben kaum stattgefunden hat… Und hier sind die vielen Stunden und Tage in denen diese Menschen sonst noch unterwegs waren, noch nicht mit einberechnet.


Ich möchte hiermit daran erinnern, was wir Menschen in unserer hektischen und schnellen Welt oft vergessen - Unsere Hunde leiden unglaublich unter den vielen Stunden der absoluten Leere. Ja, natürlich, es wird sich nicht immer vermeiden lassen, und hin und wieder kann ein Hund auch mal 8 Stunden alleine bleiben. Aber das sollte die absolute Ausnahme und nicht die Regel sein!


Den Bedürfnissen unserer Hunde gerecht zu werden, sollte für uns Hundeeltern immer das wichtigste sein! Denn ansonsten - so böse das jetzt klingen mag - darf man sich keinen Hund in sein Leben holen! Sollte ein Hund nicht in deinen Alltag passen, so gilt es diesen entweder entsprechend umzugestalten oder es ist schlichtweg nicht der richtige Zeitpunkt sich einen Hund zu holen. Die Aussage „mein Hund kann locker 8 Stunden alleine bleiben“ ist also in erster Linie sehr egoistisch.

Es stimmt: Dein Hund kann alleine bleiben, aber locker kann er das nicht! Er bleibt alleine, weil er es muss und der Mensch zu faul ist, sich an seine Bedürfnisse anzupassen. Spätestens wenn man sich die Bindung zwischen Mensch und Hund genauer ansieht, werden einem die Folgen von diesem traurigen Alltag der Hunde bewusst.


Deine Verantwortung!

Bitte überleg Dir gut, wie Du das Leben deines Hundes gestaltest. Nimm deinen Hund wahr, sprich mit ihm, spiel mit ihm, kuschel mit ihm. Versteck sein Futter oder überleg dir andere spannende Spiele. Nimm ihn mit wo du nur kannst! Sei sein bester Freund und verbringt Euer Leben und viele Abenteuer zusammen - denn warum sonst, hast du Dir einen Hund in dein Leben geholt?


Unsere Hunde haben eine so viel kürzere Lebenszeit als wir und wir allein bestimmen, wie schön diese kurze Zeit ist. Jede Minute gemeinsam stärkt Eure Bindung und macht die gemeinsame Zeit umso schöner.


Wie ist das bei Euch? Muss dein Hund oft alleine bleiben? Und wenn ja, wie lange? Lass es uns in den Kommentaren wissen!


Schau Dir auch gern unser Video zu diesem Thema an



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