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Warum schnüffelt mein Hund so viel?



Sehen, Hören, Schmecken, Tasten und Riechen. Die 5 klassischen Sinne des Menschen. Unsere Hunde sind auch damit ausgestattet. Und einer davon ist ganz besonders ausgeprägt - Der Geruchssinn. Während eine menschliche Nase mit ungefähr 5 Millionen Geruchsrezeptoren ausgestattet ist, haben Hunde dagegen durchschnittlich bis zu 40 mal so viele Riechzellen und riechen bis zu 1.000.000 mal besser als wir. Aber warum wurden Hunde eigentlich mit so einer Superkraft ausgestattet?

 

Die Supernase

Menschen sind visuelle Tiere. Dass was wir sehen, zerlegen wir optisch in Einzelteile. Unsere Hunde hingegen sind olfaktorische Tiere, das heißt sie machen dasselbe mit Gerüchen. Das macht den Geruchssinn für einen Hund zu seiner wichtigsten Sinneswahrnehmung. Was bedeutet das aber genau? Stell dir vor du kommst nach Hause und dein Partner kocht gerade das Abendessen, Spaghetti al Tonno. Da dein Geruchssinn schlechter ist als der deines Hundes, riechst du nur einen Mischmasch aus dem Gesamten. Dein Hund hingegen kann dieses Mischmasch an Gerüchen voneinander trennen. Er riecht alle Zutaten einzeln - den Thunfisch, er riecht die gehackten Tomaten, den Knoblauch und die einzelnen Gewürze. Während wir also unsere Welt mit den Augen wahrnehmen, so entdecken unsere Hunde sie hauptsächlich mit ihrer Nase.


Wahre Genies

Ja, das sind sie wirklich. Nicht umsonst werden viele Hunde dazu ausgebildet mit ihrer feinen Nase nach vermissten Personen, Geld, Drogen und Waffen zu suchen oder Krankheiten wie gewisse Krebsarten oder Diabetes zu erkennen. Die Möglichkeiten sind unglaublich. Kein Wunder, dass wir Menschen uns gern an dieser Superkraft gerne bedienen. Aber neben dieser für uns sinnvollen Fähigkeit, ist der Geruchssinn für unsere Hunde viel mehr. Riechen ist nämlich ein


Grundbedürfnis

Neben der Tatsache, dass unsere Hunde - egal ob ausgebildet oder nicht - wahre Weltmeister darin sind Gerüche auseinanderzunehmen, so hat diese feine Nasenausstattung eine ganz bestimmte Bedeutung im Leben eines Hundes. Die Umgebung bei einem Spaziergang ausgiebig mit der Nase zu erkunden, ist für den Hund so, wie wenn wir die Nachrichten checken oder uns mit anderen Menschen austauschen. Eine Art soziale Interaktion also. Es dient zur Orientierung, zum Jagen und zur Kommunikation.

Durch das Schnüffeln lesen unsere Hunde an allen möglichen Ecken, Steinen und Büschen Informationen darüber was sich in ihrer Welt so tut. Sie stehen in ständigem Informationsaustausch mit ihren Artgenossen. Darum Markieren sie auch. Mit dieser besonderen Art der Kommunikation tauschen unsere Hunde mit ihrem Duft Informationen über Alter, Geschlecht, Gesundheit, Paarungsbereitschaft und ganz allgemein über ihre Stimmung aus. Faszinierend oder? Und wichtig zugleich! Denn damit geben sich unsere Hunde Auskunft darüber ob sie eine Bedrohung darstellen oder ob sie sich andersrum vielleicht zur Fortpflanzung eignen. Der Geruch eines Hundes verrät also wichtige Informationen und stellt somit ein Grundbedürfnis dar, dass wir unserem Hund keinesfalls verbieten dürfen.

Auch im Sozialverhalten zwischen Hunden kann Schnüffeln bei Begegnungen eine wichtige Rolle spielen und kann je nach Situation zB beschwichtigend wirken oder in manchen Situationen vor einer Eskalation bewahren.


Jacobson-Organ

Wie ist das aber überhaupt möglich, solche Informationen zu senden und zu lesen? Zum einen sind dafür die apokrinen Schweißdrüsen verantwortlich, welche unsere Hunde am ganzen Körper haben. Diese geben Pheromone ab und treten - welch Überraschung - im Genital- und Analbereich besonders häufig auf. Deshalb ist diese Körperstelle für Hunde auch besonders beliebt um möglichst schnell Informationen über den anderen zu erhalten. Pheromone sind ein Botenstoff den Tiere an ihre Umwelt abgeben um damit nützliche Informationen über sich preisgeben zu können.

Zum anderen sind unsere Hunde mit einem ganz bestimmten Organ in der Riechbahn ausgestattet, es befindet sich am Gaumen mit Öffnung zur Mundhöhle. Das Jacobson-Organ. Dieses Organ unterstützt bei der Geruchswahrnehmung und sorgt dafür, dass Hunde besonders sensibel auf die abgegebenen Pheromone reagieren.

Hunde riechen deshalb so gern und häufig an Urin und den Hinterteilen anderer Hunde weil sie dort wertvolle Informationen über Alter, Geschlecht, Stimmung und Gesundheit erhalten. Während für uns Menschen ein Geruch nur im feuchten Zustand riechbar ist und verblasst sobald er trocknet, bleibt dieser für Hunde wesentlich länger - über mehrere Wochen - bestehen. Wir können uns gar nicht ausmalen in was für einer geruchsintensiven Welt unsere Hunde leben. Auch wenn wir vieles nicht verstehen können und bei ihrem Riechsinn nicht mithalten können, so ist es extrem wichtig wie wir damit im Alltag mit unserem Hund umgehen.

Nicht verbieten

Ich weiß, manchmal kann das intensive Schnüffelbedürfnis unserer Hunde wirklich viel Geduld von uns abverlangen. Aber es ist und bleibt nun mal ein Bedürfnis. Ein Bedürfnis, dass extrem wichtig für unsere Hunde ist und welches sie unbedingt stillen können müssen. Deinem Hund das verbieten zu wollen oder ihn darin zu beeinträchtigen indem man ihn von A nach B zerrt oder versucht ihn gar nicht erst zu einer begehrten Schnüffelstelle zu lassen ist nicht die Lösung. Weder macht es dich glücklicher noch deinen Hund. Stell dir mal vor wie das für dich wäre wenn man dich von jeglicher Möglichkeit ausgiebig Informationen auszutauschen abhalten würde. Das heißt jetzt nicht, dass man ihm alles erlauben soll, aber gib ihm ein bisschen Zeit wenn er es für wichtig hält.


Markieren

Wenn man erst mal verstanden hat, was unsere Hunde mit ihrem Urin und Kot für Informationen hinterlassen, so wird man dies in Zukunft nochmal mit ganz anderen Augen betrachten und womöglich auch spannende Beobachtungen feststellen. Wenn Cassie ihre Blase leert weil sie aufs Klo muss, dann ist das deutlich erkennbar. Die Suche nach dem richtigen Platz geht ausgesprochen schnell - das kann eine Wiese ebenso gut wie Asphalt sein. Das Lösen selbst dauert dann schon ein wenig. Markiert sie hingegen, so wird hierfür ausgiebig geschnüffelt und auch nur ganz gezielt und strategisch das Beinchen gehoben (denn ja, das machen nicht nur Rüden!). Hat sie den Ort gefunden, an dem sie ihre Spuren hinterlassen möchte, so geht das so schnell, dass meistens auch nicht mehr als ein Tröpfchen dafür nötig ist.

Das Markieren gilt zum einen als Orientierung. Der Hund zeichnet sich hiermit sozusagen seine eigene Landkarte. Es wird damit aber ebenso sein Revier markiert. Es werden Infos über den Rangstatus abgegeben und somit vorhandene Markierungen entfernt indem man seine eigene oben draufsetzt. Ganz auf die Art „Das ist meine tägliche Runde hier, merk dir das endlich!“. Bei Hündinnen kommt dann natürlich noch dazu, dass sie dadurch Informationen darüber verteilen, dass sie paarungsbereit sind. Das ist nicht nur für Rüden interessant, auch andere Hündinnen wissen gern bescheid wie es um die „Konkurrenz“ steht. Wie du also siehst ist für unsere Hunde sowohl Schnüffeln als auch Markieren extrem wichtig und dient dazu, dass sich unsere Hunde unbekannterweise doch kennen und sie sich gegenseitig mit Respekt begegnen können. Vorausgesetzt der Mensch lässt das zu.


Geben und Nehmen

Statt dich zu ärgern, dass dein Hund mal wieder komplett in seiner Welt versunken ist und sich von manchen Ecken nicht „wegzerren“ lässt, bleib doch einfach mal neben ihm stehen und gib ihm die Zeit die er dafür braucht. Er tut das nicht um dich zu ärgern, sondern weil es sein Bedürfnis ist. Vielleicht will er dir damit auch was sagen. Denn womöglich hat er bei Spaziergängen gelernt, dass Schnüffeln - also Zeitung lesen - mit totalem Stress verbunden ist weil er nie die Möglichkeit bekommt sich dafür ausgiebig Zeit zu nehmen. Lass ihm dieses Grundbedürfnis und akzeptiere auch, dass es Phasen gibt, in denen ein Informationsaustausch für deinen Hund wichtiger erscheint als üblicherweise. Ist das denn bei uns nicht auch so? Gib deinem Hund diese Freiheit und er wird sich dafür revanchieren. Denn um etwas zu bekommen und von seinem Hund zu erwarten, so muss man ihm auch etwas dafür geben. Ein respektvolles Zusammenleben funktioniert nur wenn ein Ausgleich zwischen Geben und Nehmen besteht.


Deinen Hund vom Riechen abzuhalten ist also so wie uns Menschen Scheuklappen aufzusetzen. Wir würden dadurch wohl so einiges übersehen. Wie siehst du das? Erzähl uns davon in den Kommentaren!




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