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Muss ich in die Hundeschule?



Soll dein Hund was lernen? Dann müsst ihr in die Hundeschule!

Aber… müsst ihr das wirklich? Was für und was gegen eine Hundeschule spricht, erkläre ich dir jetzt.

 

Was versteht man unter Schule? Wikipedia sagt „Die Schule, auch Bildungsanstalt oder Lehranstalt genannt, ist eine Institution, deren Bildungsauftrag im Lehren und Lernen, also in der Vermittlung von Wissen und Können durch Lehrer an Schüler, aber auch in der Wertevermittlung und in der Erziehung und Bildung zu mündigen, sich verantwortlich in die Gesellschaft einbringenden Persönlichkeiten, besteht.“


Klingt ja ganz gut aber wie lässt sich das auf Hundeschulen umlegen? Die Aussage „Vermittlung von Wissen durch Lehrer an Schüler“ ist schon einmal schwierig, denn wer ist eigentlich der Schüler? Du oder dein Hund? Die Antwort ist leider vielen nicht ganz bewusst. Denn du bist hier der Schüler. Eine Hundeschule ist eigentlich nicht primär eine Schule für Hunde sondern vielmehr für deren Besitzer. Eine Hundehalterschule also die dich dabei unterstützen soll ein guter Lehrer zu sein. Erst wenn du selbst von Schüler zu einem guten Lehrer wirst, kannst du deinen Hund erziehen und das ist ganz allein deine Aufgabe. Das kann dir keiner abnehmen und es gibt auch keine Abkürzung. Diese Aufgabe die man ausnahmslos ein Hundeleben lang machen muss, unterschätzen viele und glauben, es sei mit einem 10er Block Hundeschule erledigt. So ist es aber nicht. Erst wenn dir das klar ist kannst du deinen Hund erfolgreich erziehen und in die Gesellschaft integrieren. Hier kommt die zweite wichtige Aussage des Zitats.

„…aber auch in der Wertevermittlung und in der Erziehung und Bildung zu mündigen, sich verantwortlich in die Gesellschaft einbringenden Persönlichkeiten.“

Die Erziehung und Bildung deines Hundes obliegt zu 100% dir. Und das ist eine wunderschöne Aufgabe deren Wichtigkeit aber viele unterschätzen. Schau dir hierzu auch unser Video „Dein Hund - dein Weg“ an.


Hundeschulen sind also vielmehr eine Unterstützung für dich, den Hundebesitzer. Ob man diese nun braucht oder nicht ist eine andere und ganz individuelle Frage die jeder für sich selbst beantworten muss. Meine Meinung dazu erfährst du am Ende des Beitrags.


Welpenschule

Welpenschulen sind wichtig zur Sozialisierung, das steht außer Frage. Eine reizarme Aufzucht von Hunden geht in aller Regel mit Folgeproblemen einher. Sobald sich das Lebensumfeld nämlich ändert und der Hund mit Reizen konfrontiert wird die er nicht schon als Welpe kennenlernen konnte, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Hund ängstlich und überfordert ist.

Junge Hunde sollen so viel wie möglich kennenlernen, dazu gehören auch andere Welpen. Sie müssen vor allem lernen wie sie mit Artgenossen kommunizieren können. Wie sie ihre eigene Körpersprache einsetzen können und die des Gegenübers lesen können. Es ist wichtig, dass ein Welpe mit vielen unterschiedlichen Hunderassen Kontakt hat - klein, groß, dick, dünn, lange Haare, kurze Haare, lange Beine, kurze Beine, normale Schnauze, eingedepschte Schnauze…. einfach, damit er in seinem weiteren Leben vor etwaigen „unbekannten“ Hunden und dessen Formen und Art ihre Körpersprache einzusetzen, keine Angst haben muss.

Hundeschule

Eine Hundeschule macht Sinn, wenn sie unterstützend zur Seite steht und zwar in jeglichen Anliegen. Persönlich und individuell. Wenn sie dir nicht versucht einzureden welche Erziehungsmethode richtig und welche falsch ist, sondern dich in der Art unterstützt die sich für dich richtig anfühlt. Wenn nicht nur in Gruppen gewisse Praxisbeispiele und Übungen gemacht werden, sondern auch wichtiges theoretisches Wissen vermittelt wird. Wissen, das dem heutigen Wissensstand entspricht und sich auch mit der Frage des gesellschaftlichen Zusammenlebens beschäftigt. Was denkt ein Hund? Wie fühlt ein Hund? Und natürlich: Wie lernt ein Hund? Was bedeutet es einen Hund in unsere Gesellschaft zu integrieren und - so selbstverständlich es für wenige von uns sein mag - anderen Menschen und anderen Hunden mit Respekt und höflicher Distanz zu begegnen. Und zu guter Letzt sollte natürlich auch immer Zeit sein um auf individuelle Fragen und Probleme einzugehen. Wie wir Menschen sind auch unsere Hunde Individuen. Keinesfalls sollte dir etwas aufgedrängt oder verkauft werden.

Es ist zwar toll wenn dein Hund in der Anwesenheit anderer Hunde Sitz, Platz und Bleib machen kann und bereits hier fleißig an Impulskontrolle und Frustrationstoleranz gearbeitet wird, aber um bei einem Hund ein gewisses Problemverhalten „loszuwerden“, muss in erster Linie an der Ursache des Problems gearbeitet werden. Dies setzt voraus, dass man die Ursache des Problems kennt. Und sowas rauszufinden erfordert viel Zeit, denn man muss sich kennenlernen. In einer schnellen Stunde in der Hundeschule, an der womöglich auch noch andere teilnehmen, wird man dies definitiv nicht schaffen. Man muss das Prinzip einer Hundeschule also ein bisschen anders sehen. Man kann in eine Hundeschule gehen um sich Tipps zu holen die unterstützend sein können, aber auf gar keinen Fall darf man glauben, dass die Hundeerziehung damit abgeschlossen ist und noch weniger, dass alles richtig ist was dir erklärt wird. Zumal man diese Tipps dann auch auf seinen persönlichen Alltag und seine eigenen „Probleme“ adaptieren muss.


Ich wurde schon so oft von Leuten gefragt „Warst du mit deinem Hund in der Hundeschule? Hast du ihn abgerichtet? Der folgt so toll!“

… Was soll das heißen? Wir werden dargestellt als wären wir in der Hundeschule 1er Schüler gewesen. Cassie wurde ausgebildet und ist jetzt nach ausgezeichnetem Abschluss eine brave, junge erwachsene Hündin die folgen kann? Nein. So funktioniert das nicht. Stimmt nicht, es kann funktionieren, manche lassen ihre Hunde ja auch erziehen. Aber so bekommst du niemals solch eine Beziehung wie ich und Cassie haben. Wer das Privileg hat sein Leben mit einem Hund zu teilen, der hat sich hiermit auch eine hundelebenlange Verantwortung und Aufgabe in sein Leben geholt.


Vorsicht

Eine übliche Hundeschule und dessen gängige Angebote, sollte man mit äußerster Vorsicht genießen. Es gibt viele Hundeschulen, die mit sehr fragwürdigen und nicht empfehlenswerten Techniken arbeiten und komplett falsche Ansätze vertreten. Oft wollen sie dir ihre Techniken und Ansätze aufdrängen ohne dabei zu beachten ob es für dich und deinen Hund das richtige ist. Auch das Thema Gewalt hat in der Hundeerziehung nichts zu suchen, dennoch ist es in vielen Hundeschulen Gang und Gäbe - das bestätigen mir unzählige Erfahrungsberichte unserer Community. Man muss also extrem aufpassen und immer alles hinterfragen was einem dort beigebracht und vermittelt wird. Nicht jede Hundeschule lehrt ausschließlich gutes - auch wenn dessen Onlinepräsenz vielleicht etwas anderes aussagt. Im Internet lässt sich mittlerweile alles schöner darstellen als es ist, vergiss das nicht. Auch Reviews sind nur subjektive Meinungen und was vielleicht für jemanden das richtige ist, muss nicht das richtige für dich sein. Du musst in der Erziehung deines Hundes auf jeden Fall deinen eigenen Weg finden. Eine Hundeschule kann zwar etwas unterstützendes sein, aber die meisten die ihren Hund gut erzogen haben, haben das nicht wegen der Hundeschule geschafft sondern durch ihr eigenes Engagement. Wenn dir dein Gefühl sagt, dass da etwas nicht passt und es sich nicht richtig anfühlt, dann pack deinen Hund wieder ein und verschwinde. Egal ob du Geld verlierst. Denn glaub mir - der Schaden kann größer sein als du glaubst. Niemand zwingt dich dazu das zu machen. DU bezahlst diese Personen, dass du etwas lernst und dass sowohl du als auch dein Hund gut behandelt werden. Wenn dem nicht so ist, hau ab! Sag nein, sei stark und steh zu deiner Meinung. Wenn du das gleich lernst wird es dir bei zukünftigen Hundebegegnungen helfen. So traurig es auch klingen mag.


Lebenslange Schule

Ich sag es gern nochmal: Hundeschule per se kann unterstützend sein und ich hüte mich davor sie als etwas schlechtes abzustempeln. Man kann sich Tipps holen. Aber niemals ersetzt es irgendwas. Weder Motivation noch Konsequenz oder das eigene Commitment. Es ist nur der Beginn eines lebenslangen Lernprozesses. Denn Hundeerziehung ist nichts was man abschließt, sondern jeden Tag aufs Neue konsequent durchziehen muss. Hundeerziehung passiert im Alltag. Mit allem was wir tun. Es nützt nichts, wenn dein Hund weiß was er auf dem Hundeschulplatz tun soll, wenn er nicht weiß, was er im Alltag und im alltäglichen Leben zu tun hat. Ebenso wenig wie es ihm nichts nützt zu wissen was falsch ist, wenn ihm keiner zeigt was richtig ist.


Deine Einstellung

Die Einstellung deinem Hund gegenüber ist alles. Ob und wie du dich mit ihm beschäftigst und ob du lernst deinen Hund zu verstehen, macht einfach alles aus. Damit die Hundeerziehung klappt musst du wirklich ehrlich gewillt sein ihn lesen zu lernen, ihn kennen und verstehen zu lernen, denn nur so wird es klappen. Wenn du das verstehst und umsetzen kannst, dann kannst du ihm ALLES beibringen. Wirklich alles. Ohne jeglicher Anstrengung oder dem Gefühl einer Schule oder Trainingsstunde. Es wird schlichtweg die schönste und eine der sinnvollsten Aufgaben in deinem Leben. Du musst nur einen Weg finden wie ihr dieselbe Sprache sprecht.

Es gibt keine pauschale Bedienungsanleitung. Und schon gar nicht in einer Hundeschule.

Konsequenz

Konsequenz ist das A & O. Ohne Konsequenz geht nichts. Sei dir dessen bewusst. Du willst, dass dein Hund Gelerntes auch im Alltag anwendet und nicht nur am Hundeschulplatz? Dann halte dich ebenfalls im Alltag an eure Regeln. Sei konsequent - das macht dich zu einem verlässlichen Partner an seiner Seite.

Wenn du mal verstanden hast, dass du deinem Hund durch klare Regeln und Grenzen einen sicheren Rahmen bieten kannst, dann kannst du das schlichtweg immer und überall anwenden. Dafür brauchst du keine Hundeschule. Der Hund darf ruhig lernen, dass Regeln ausnahmslos immer gelten, egal wo ihr seid. Ob in der Hundeschule, im Baumarkt, bei Freunden, im Garten, in der Einkaufsstraße, im Wald, zwischen Feldern oder sogar am Strand. Der Hund bekommt keine Sommerferien von der Schule und schließt diese auch nie ab. Ebenso wenig wie du. Das ist nun deine Aufgabe. Deine Verantwortung. Und dessen musst du dir bewusst sein bevor du dir einen Hund in dein Leben holst. Es ist wichtig zu verstehen, dass auch die Umgebung einen riesen Unterschied macht. Du bringst deinen Hund in einer Hundeschule immer in eine Ausnahmesituation. Das mag zwar vielleicht irgendwann nützlich sein, bringt dir aber nichts wenn du nicht auch im Alltag darauf achtest deinen Hund zu verstehen und klare Regeln und Grenzen einzuführen. Denn in Wirklichkeit muss der Hund es in der Alltagssituation können.

Vermeide den Fehler, deinem Hund nicht von Anfang an durch Konsequenz Regeln beizubringen. Drinnen und draußen. Alles andere ist nur eins: unfair. Hundeerziehung ist eine hundelebenslange Aufgabe. Punkt.

Fazit

Auf gar keinen Fall möchte ich jemandem den Besuch einer Hundeschule abraten. Es steht jedem frei seine eigene Erfahrung zu machen. Aber bitte lass die Finger von Hundeschulen die Gewalt anwenden. Wichtig ist nur sich klar zu machen, dass sie einfach nicht der wichtigste und vor allem kein essenzieller Teil der Hundeerziehung ist. Wenn du eine Schule für dich brauchst, dann besuche sie, aber glaube nicht, dass sie dir etwas abnimmt oder die Erziehung nach ein paar Besuchen abgeschlossen ist. Du musst deinen individuellen Weg finden. Schlussendlich kann dir keiner sagen wie du mit deinem Hund kommunizierst und welche Regeln dir im Zusammenleben wichtig sind. Hundeschulen sind aber vielmehr eine Massenabfertigung als eine individuelle Betreuung. Wenn du individuelle Unterstützung brauchst hilft dir oft ein Hundetrainer besser weiter. Aber Vorsicht, auch hier gibt es viele die dir fragwürdige teils auch gewalttätige Erziehungstipps geben, die dir mehr schaden als helfen. Das gibt es bei mir auf keinen Fall. Falls du Hilfe brauchst, stehe ich dir für ein individuelles Coaching gerne zur Verfügung.

Doch lernen und umsetzen müssen du und dein Hund es am Ende ohnehin selbst. Alles andere ist sinnlos.


Wie siehst du das? Und was hast du für Erfahrungen mit Hundeschulen gemacht? Erzähl uns davon in den Kommentaren!




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