Hilfe! Mein Hund bellt andere Hunde an
Genau wie wir Menschen reagieren auch Hunde auf Gefahren durch steigende Erregung. Wenn sich ein Hund bedroht fühlt stehen ihm 4 Möglichkeiten offen um den Konflikt strategisch zu lösen bzw. der Bedrohung zu entkommen. Diese möglichen Verhaltensweisen nennt man auch die 4F. Es ist wichtig zu verstehen, dass ein Verhalten immer die Antwort auf die Gesamtheit aller Reize ist. Durch die Stressreaktion die in einem solchen Moment entsteht, entscheidet sich ein Mechanismus für eine der 4 Strategien:
Freeze, flight, fiddle oder fight. Genauso kann aber auch zwischen den verschiedenen Strategien gewechselt werden. Jeder Hund reagiert dabei individuell und passt sein Verhalten an die jeweilige Situation an. So kann es auch sein, dass er in ein und derselben Situation unterschiedlich reagiert.
Im Normalfall zeigt ein Hund also bestimmte Signale bevor er in den Angriff übergeht. Einige Hunde haben allerdings durch Fehlinterpretation, Ignoranz oder sogar Bestrafung gelernt, dass es sich nicht lohnt gewisse Signale zu senden. Aus diesem Grund überspringen sie gleich mehrere Stadien wenn ihnen etwas zu viel wird oder sie Angst haben. Das zeigt sich zum Beispiel indem der Hund aggressiv bellt. Ganz nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“.
Hunde senden gewisse Signale um zu zeigen wie sie sich gerade fühlen und um Konflikte zu vermeiden bzw. zu lösen. Dadurch zeigen sie ob sie entspannt mit der jeweiligen Situation umgehen können oder nicht. Das Verhalten der Hunde zu analysieren hilft auch dabei das eigene Verhalten zu reflektieren. Dazu ist es aber notwendig, dass man bereit dazu ist, sich wirklich ehrlich darauf einlässt, auf den Hund eingeht und versucht ihn zu verstehen aber auch gewillt ist sein eigenes Verhalten zu hinterfragen.
Bei Hundebegegnungen kommt es oft zu Missverständnissen zwischen Hund und Mensch - wenn der Mensch die Sprache unserer Hunde nicht versteht oder verstehen will, kann das nicht nur gefährlich werden sondern auch zu schwerwiegenden Traumata führen. Schon ein negatives Erlebnis kann beim Hund extrem einprägsam sein und seine zukünftige Verhaltensweisen nachhaltig beeinflussen. Lernt der Hund zum Beispiel das Angriff für ihn die beste Methode ist, kann das in Zukunft zu einer großen Last werden. Eine Last für dich, deinen Hund und allen anderen Hunden denen ihr begegnet.
Natürliche Hundebegegnungen verlaufen meist ohne Auseinandersetzungen, denn Hunde sind wahre Meister darin Konflikte zu vermeiden. Diese Begegnungen werden aber auch nicht vom Menschen beeinflusst. Die Hunde können sich so verhalten wie sie es instinktiv tun würden ohne dabei manipuliert oder zu etwas gedrängt zu werden. Greifen wir Menschen nun in diese Begegnungen ein ist es umso wichtiger Bescheid zu wissen wie sie natürlich reagieren würden. Man muss daher ganz besonders auf das Verhalten der Hunde achten und auf die jeweiligen Reaktionen eingehen. Alles was ein Hund tut hat einen guten Grund.
In der Welt unserer Hunde gilt es als unhöfliche Geste wenn man geradeaus aufeinander zuläuft. Hunde begegnen sich instinktiv in einem Bogen wenn ihnen ein anderer Hund entgegenkommt. Sie geben dem anderen somit respektvollen Raum und gleichzeitig nehmen sie sich diesen auch selbst um sich vorsichtig anzunähern. Es ist ein Zeichen der Deeskalation und signalisiert dem Gegenüber, dass man nicht provozieren will.
So viele Hunde haben verlernt anderen Hunden mit Respekt zu begegnen. Eine höfliche, deeskalierende Begegnung in einem Bogen ist heutzutage kaum noch zu beobachten. Ist dir das auch schon aufgefallen, wie viele Hunde es gibt die schnurstracks gerade auf einen anderen Hund zulaufen (oft sogar von hinten) und diesen komplett überrumpeln? Respekt sieht anders aus. In vielen Situationen ist es aber natürlich auch gar nicht anders möglich, zum Beispiel auf Gehwegen. Allein deshalb sollte man anderen Hunden immer rechtzeitig ausweichen anstatt schnurstracks auf sie zuzugehen. Was glaubst du welche Angst das deinem Hund macht? Er wird gezwungen sich einem vielleicht stärkeren Hund respektlos zu nähern und auf direkte Konfrontation mit ihm zu gehen - wie würdest du dich dabei fühlen?
Viele Hunde die respektlos wirken haben durch solch aufgezwungene Begegnungen schlichtweg gelernt, dass es für sie besser ist wenn sie gleich in Angriffsposition gehen und ihrem Gegenüber dadurch von Anfang an zeigen, dass man sich mit ihnen nicht anlegen sollte. Diese Hunde können einem wirklich leid tun. Ich denk mir das jedes Mal wenn ich mit Cassie anderen Hunden begegne die sie trotz ihrer entspannten und friedlichen Art und obwohl wir respektvoll Ausweichen ankläffen, anknurren und in der Leine hängen. Beide dieser Hunde sind Opfer und beide tun mir wahnsinnig leid. Es bedeutet für beide Hunde Stress und unnötigen Konflikt. Einen Konflikt dem sie naturgemäß aus dem Weg gegangen wären. Wir Menschen sind dafür verantwortlich, dass so viele Hunde bei Hundebegegnungen negative Erfahrungen machen. Und genau deshalb sind wir auch dafür verantwortlich das wieder in Ordnung zu bringen.
Unsere Hunde verwenden ihre Mimik und Gestik dazu Konflikte zu vermeiden und gleich von Anfang an klarzustellen in welcher Position sie sich befinden.Ein Hund kann aber logischerweise nur dann in seiner Kommunikation deutlich sein wenn er nicht darin gehindert wird.
DER TUT NIX! DER WILL NUR HALLO SAGEN! DIE KLÄREN DAS UNTER SICH!
In unserem eBook „Der tut nix! - Hundebegegnungen meistern“ kläre ich auf wie gefährlich weitverbreitete Aussagen sind, wie und warum man seinen Hund ausnahmslos vor ungewollten und unkontrollierten Hundebegegnungen schützen sollte, was uns die Körpersprache der Hunde dabei verrät und unter welchen Voraussetzungen Begegnungen stattfinden sollten.
Es wird auch für dich den ein oder anderen AHA Moment geben und du entdeckst vielleicht Fehler die du unwissentlich selber machst. Fehler die bewirken, dass die Kommunikation zwischen dir und deinem Hund nicht reibungslos funktioniert. Diese Missverständnisse sind nicht nur einfach zu ändern, sie haben auch eine sehr große Wirkung. Auf dich, deinen Hund und das Zusammenleben.
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