Australian Shepherds sind hyperaktive Hunde!?
„Was? Du hast einen Australian Shepherd? Der muss doch den ganzen Tag beschäftigt werden!“
„Puh, das sind sehr intelligente Hunde - wenn du die nicht richtig erziehst machen sie dir das Leben ganz schön schwer!“
„Das sind ja so schöne Hunde! Aber viel zu anstrengend, die brauchen ja dauernd eine Aufgabe!“
Es ist doch irgendwie schon ein Klassiker geworden: der Australian Shepherd - die Hunderasse, die 24/7 Beschäftigung braucht. Ein Hund, der nie zur Ruhe kommt und sogar so intelligent ist, dass es keiner konsequenten Erziehung bedarf, denn mit genug Auslauf machst du ihn am glücklichsten… Moment, …was?
Rasseportrait
Es ist traurig und erschreckend was dem Australian Shepherd nachgesagt wird. Wenn wir uns ganz ehrlich sind, kommen Australian Shepherds bei den klassischen Rasseportraits, welche man sowohl auf diversen Blogs als auch auf YouTube findet, ja auch eigentlich nie wirklich gut weg - mit Ausnahme ihres wunderschönen und besonderen Aussehens natürlich.
Und dennoch verstehe ich das Prinzip hinter diesen Aussagen. Denn es gibt sie natürlich wirklich! Australian Shepherds die vor lauter Aufregung gar nicht wissen wo vorne und wo hinten ist, die dir möglicherweise sogar die Wohnung zerlegen, wenn sie nicht bekommen was sie wollen und mit denen im Endeffekt der Alltag und das Zusammenleben alles andere als harmonisch und ausgeglichen ist.
So.. und dann gibt es aber auch andere Aussies. Cassie zum Beispiel. Sie entspricht den vorhandenen Klischees nur im Ansatz. Wie ich Cassie kurz und knapp beschreiben würde?
Sie ist lustig, sie ist unheimlich klug, sie ist ein Feinschmecker, liebt es zu kuscheln, zu entdecken, zu spielen, Unfug zu treiben, sie hinterfragt und liebt es einen Sinn hinter ihren Aufgaben zu haben, sie tobt gern durch den Schnee, schwimmt im Meer, sie ist neugierig, freundlich, gerne überall dabei, sie ist eine Genießerin und zelebriert ihren täglichen Schönheitsschlaf - ob eingerollt oder ausgestreckt.
Ja.. meine Cassie ist was ganz besonderes. Sie bringt mich zum Lachen, sie hat mir in unserer kurzen gemeinsamen Zeit schon so viel beigebracht, mehr als so manche Menschen. Und sie erdet mich - sie ist mein ganz persönlicher Ruhepol. Aber genauso ist es auch umgekehrt, denn Cassie war nicht von Anfang an so.
Wie geht das?
Ich bekomme mittlerweile wirklich viele Nachrichten von ZuseherInnen, die mir schreiben, dass sie es so großartig finden was für ein tolles Team Cassie und ich sind. - Danke an dieser Stelle! Nachrichten, in denen von Cassie geschwärmt wird, was für ein tolles und seltenes Exemplar eines Australian Shepherds sie ist. Diese Nachrichten enden eigentlich immer mit den selben Fragen: Machst du was bestimmtes mit ihr? Agility? Mantrailing? Dogdance? Nimmst du sie mit zum Sport? Wie oft und wie lange gehst du täglich mit ihr raus? Was ist dein Geheimnis? Wie hast du es geschafft, dass Cassie so ein ausgeglichener, ruhiger und entspannter Wegbegleiter ist?
So geht's!
Cassie und ich machen keinen Sport zusammen, weder einen bestimmten Hundesport noch gehe ich mit ihr Radfahren oder laufen. Die Basis ihrer rein körperliche Auslastung bekommt Cassie bei unseren täglichen Spaziergängen. Morgens und abends sind das relativ kurze Gassirunden und nachmittags ist das eine große Runde, die aber ganz unterschiedlich lang ist. Mal ist es ne Stunde, mal sind es 3 Stunden oder länger. Mal in der Stadt oder im Wald oder auf weiten Feldern. Das ist so unterschiedlich wie auch jeder unserer Tage. Manche Tagen verbringen wir mit Wandern und größeren Ausflügen, andere wiederum kuscheln wir uns auch einfach nur gern zu Hause ein und gehen nur kurz raus damit sie sich lösen kann.
Cassie ist jedenfalls immer und bei allem dabei. Wir verbringen jeden Tag zusammen, und zwar den ganzen Tag. Ich bin beruflich auch nicht an ein Büro gebunden. Wäre das der Fall gewesen, so wäre Cassie heute kein Teil meines Lebens. Die Möglichkeit mein Leben - und nicht nur meinen Feierabend - mit meinem Hund zu verbringen und zu teilen, war ein essenzieller Grundstein um mir überhaupt erst den Wunsch eines Hundes zu erfüllen.
Unsere Erziehung passiert im Alltag, bei allem was wir tun. Wer unsere Inhalte über unsere Grundkommandos kennt, weiß wovon ich spreche. Da unser „Training“ also im Alltag passiert, wird Cassie auch entsprechend geistig ausgelastet. Bei jedem Spaziergang und allem was wir tun. Denn bei uns gibt es feste Regeln und Grenzen. Und diese gelten ausnahmslos. Jeden Tag und bei allem was wir tun. Jede unserer Regeln erfüllt einen ganz bestimmten Sinn und sind sehr wertvoll in unserem Zusammenleben. Diese Regeln schaffen Vertrauen, sie geben uns beiden Sicherheit und sie sind dafür verantwortlich, dass wir uns blind verstehen.
Konsequenz
Für einen Hund ist nichts wichtiger, als ein starker, selbstbewusster, verlässlicher und konsequenter Partner an seiner Seite. Und weißt du was? Wenn du das bist, hast du einen Hund an deiner Seite, der ebenso verlässlich ist. Ich traue mich zu sagen, dass es vor allem bei einer Rasse wie dem Australian Shepherd noch 100x wichtiger ist als bei einer anderen Rasse, von ANFANG an eine konsequente, liebevolle, geduldige und respektvolle Erziehung an den Tag zu legen. Ausnahmslos. Cassie braucht das. Sie braucht ihre Regeln und Grenzen die ihr deutlich klar machen was sie machen darf und was nicht. Sie bekommt also einen sicheren Rahmen in dem sie agieren darf. Dadurch werden Verbote reduziert und man muss den Hund nicht ständig korrigieren. Zusätzlich sorgt es dafür, dass dir der Hund vertraut und sich an dir orientiert. Es ist so einfach! Eigentlich..
Ruhe
Das beste - oder in diesem Fall das wichtigste - kommt zum Schluss. Der Grund warum Cassie ein solch entspannter Wegbegleiter ist, ist weder ein Geheimrezept noch ist es auf bestimmte einmalige Gene zurückzuführen. Es ist schlicht und einfach Ruhe. Ruhe die ich ausstrahle und Ruhe die ich ihr verordne. Unser Fokus in unserem Zusammenleben ist und war immer Ruhe. Ob zu Hause, als Grundbasis unserer Spaziergänge, bei Freunden, bei der Familie, im Baumarkt, beim Postamt, wenn Besuch kommt, …egal was. Cassie hat von Anfang an gelernt, dass sie mit einer ruhigen und entspannten Grundeinstellung viel eher an ihr Ziel kommt, als wenn sie dies mit Aufregung versucht zu erreichen. Denn mit Aufregung kommt man nicht ans Ziel. Auch wir Menschen nicht.
Das ermöglicht es ihr unter anderem in jeglicher Situation entspannt an meiner Seite zu sein, manchmal sogar so entspannt, dass sie sich an den unmöglichsten Orten ausstreckt. Und das wiederum ermöglichst es, dass wir auch wirklich alles zusammen machen und erleben können.
Natürlich ist das nichts, was einfach so von Anfang an möglich war und es ist auch nichts woran man nicht jeden Tag arbeiten muss. Manchmal muss man Hunde, vor allem wenn sie noch Welpen sind, zu diesen notwendigen Ruhepausen zwingen, aber das ist ganz normal. Kein Hund kommt entspannt und geduldig auf die Welt. Das muss er erst lernen. Warum es so wichtig ist, dass dein Hund lernt seine Impulse und Emotionen zu kontrollieren und wie und warum er erst dadurch zu einem entspannten Wegbegleiter werden kann, erkläre ich dir ganz detailliert in unserem eBook "Der entspannte Hund".
Unser Verhalten
Das Verhalten unserer Hunde - egal welcher Rasse sie abstammen - ist ein Spiegel unseres Verhaltens. Unserer Körpersprache, unserer Kommunikation, unserer Grundeinstellung, unserer Ausstrahlung, von unserem Umgangs mit dem Hund und nicht zuletzt wie konsequent du in der Erziehung bist. Ich kann einen Australian Shepherd, auch Cassie, sehr leicht zu einem hyperaktiven, aufgeregten und gestressten Hund erziehen, der nichts anderes im Kopf hat als Action, Action, Action. Sogar sehr leicht. Wie man sieht, ist es aber auch anders möglich. Die wahre Kunst liegt darin, das Gegenteil aus dieser Hunderasse rauszuholen und ihm die Möglichkeit zu bieten mit einer entspannten Grundeinstellung glücklich und ausgeglichen durchs Leben zu gehen.
Notwendiger Respekt
Ich persönlich finde es wichtig, dass es diese angesprochenen Rasseportraits über den Australian Shepherd gibt. Denn nicht jeder Mensch der sich für diese Rasse interessiert, hat letztendlich den nötigen Willen einen solchen Hund entsprechend zu erziehen. Diese Informationen erzeugen Respekt, den man auf jeden Fall haben sollte, wenn man überlegt sich einen Australian Shepherd in sein Leben zu holen. Ebenso wichtig finde ich aber auch aufzuzeigen, dass immer der Mensch hinter diesen Schlecht-Beispielen steckt. Ein hyperaktiver, unkontrollierter Aussie wird nicht einfach so hyperaktiv und unkontrolliert. Das ist fast immer das Ergebnis einer inkonsequenten Erziehung die vor allem auf mehr Auslastung als auf Ruhe basiert. Um einen so ausgeglichenen und entspannten Wegbegleiter zu bekommen wie Cassie es ist, benötigt es keine jahrelange Hundeerfahrung. Es benötigt nur den richtigen Willen, die richtige Einstellung und einen riesen Haufen Konsequenz.
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