Ding oder fühlendes Wesen?
Objekt oder fühlendes Wesen? - was für eine Frage. Hunde sind fühlende Wesen. Was für mich eine Selbstverständlichkeit ist, muss für viele wohl erst durch ein Gesetz beschlossen werden. Traurig aber wahr.
Der Anlass für diesen Beitrag sind (nicht mehr ganz so aktuelle) Nachrichten aus Spanien. Nach einer Gesetzesreform sind Tiere nun keine Objekte mehr, sondern fühlende Lebewesen. Dank eines ehemaligen Greenpeace Mitarbeiters welcher nun bei der spanischen Regierungskoalition Unidas Podemos arbeitet, konnte diese Reform Anfang des Jahres in Spanien durchgebracht werden. Genau genommen ist es eine Reform des Zivilrechts, nach welchem Tieren in diesem Land nun der Status “fühlendes Lebewesen” zusteht. Denn im europäischen Recht, im spanischen Strafgesetzbuch sowie in regionalen Verwaltungsgesetzen gelten Tiere schon länger als fühlende Lebewesen. Diese Reform ist jedenfalls der erste und wichtige Schritt zu einem rundum erneuten Tierschutzgesetz - laut Unidas Podemos soll dieses in den nächsten Monaten dem Parlament vorgelegt werden.
Tier ist nicht gleich Tier
Wen genau betrifft dieses neue Gesetz aber jetzt eigentlich? Ist Tier gleich Tier? Nein. Leider. In allen Artikeln die ich zu diesem Thema gefunden habe steht zwar groß in der Überschrift „TIERE sind nun fühlende Wesen“.
Quelle: Goodnews
Sobald man aber weiterliest erfährt man sehr schnell, dass dieses Gesetz für Wild- und Haustiere gilt, nicht aber so für Nutztiere…. Was diese betrifft regelt es einzig und allein, dass sie bei Pfändungen nicht mehr als Pfandgut gelten. Ist das nicht komplett verrückt? Es wird also in einem Satz gesagt, dass Tiere fühlende Lebewesen sind und im nächsten Satz wird eine bestimmte Gruppe davon ausgeschlossen. Warum? Weil sie kein Herrchen oder Frauchen haben, dass mit ihnen mitfühlt? Eigentlich ist die Antwort ja ganz klar.
Stichwort Massentierhaltung
Wären Nutztiere auch von diesem Gesetz betroffen, gäbe es wohl keine Rechtfertigung mehr für jegliche Massentierhaltung. Aber gibt es die eigentlich noch? Jeder weiß unter welchen furchtbaren Bedingungen unser Billigfleisch produziert wird und das die Fleischproduktion einen großen Teil zur Erderwärmung beiträgt. Demnach wäre es für alle besser, würde dieses Gesetz auch Nutztiere betreffen. Aber soweit sind wir wohl noch nicht. Es ist ja im Prinzip auch egal wer davon ernährt werden soll - ob es wir unersättlichen Menschen sind oder ob es unsere Haustiere sind. Denn gerade für Haustiere ist es mit Sicherheit kein Grund, da es doch bereits eine nachhaltige Alternative gibt um an eine tierische Proteinquelle zu kommen. Und zwar Insekten. Das mag jetzt vielleicht nicht jeder gern hören, aber Insekten sind unsere Zukunft. Ob direkt für unsere Mägen bestimmt oder die unserer geliebten Haustiere. Ob das jetzt ethisch vertretbarer ist und inwieweit Insekten ebenfalls fühlende Lebewesen sind, vermag ich nicht zu sagen. Nichtsdestotrotz hinterlassen sie aber nicht mal ansatzweise einen solch hohen und schädlichen CO2 Fußabdruck wie klassische Fleischprodukte. Cassie ist uns jedenfalls diesen Schritt voraus. Sie bekommt ein getreidefreies Futter mit Insekten als tierische Proteinquelle. Es schmeckt ihr, vor allem weil sie es nicht so hinterfragt wie wir Menschen, es deckt alle notwendigen Nährstoffe ab, es tut ihr körperlich und geistig gut und ist zudem sehr nachhaltig. Aber das ist wieder ein anderes Thema. Also.. Was genau haben oder werden die Tiere… sorry Haustiere.. jetzt eigentlich von dieser Gesetzesreform haben?
Status
Mit diesem neuen und unglaublich wichtigen Status eines fühlenden Wesens wird den besagten Tieren Würde zugesprochen und es macht sie zum Teil der Familie. Die Gesetzesreform besagt nun, dass Haustiere weder verpfändet, verlassen, misshandelt noch von ihren Eigentümern getrennt werden dürfen. Ein Gesetz zum Tierwohl würde in weiterer Folge bedeuten, dass der Verkauf von Haustieren in Geschäften nicht mehr erlaubt ist und somit nur noch Züchter selbst mit Tieren handeln dürfen. Außerdem sollen Tierheime nicht vermittelbare Tiere nicht mehr einschläfern lassen dürfen und auch sonst ist das Thema Gewalt weit oben auf der Liste. Da gewisse Tiere nun keine Objekte mehr sind, können sie Opfer Häuslicher Gewalt werden. Erst mit diesem Gesetz ist es streng verboten Haustieren Schmerzen zuzufügen, sie leiden zu lassen oder auszusetzen.
Weiters regelt das Gesetz auch was im Falle einer Trennung der Besitzer geschieht. Ähnlich wie bei gemeinsamen Kindern sollen zukünftig Gerichte entscheiden, bei welcher Partei die Bedürfnisse des Haustieres am besten erfüllt werden und wer somit das sogenannte “Sorgerecht” erhält.
Im Gesetzesentwurf heißt es außerdem, dass
„Die Kosten für die Heilung und Pflege eines Tieres, welches von einem Dritten verletzt oder ausgesetzt wurde, können von demjenigen, der sie bezahlt hat, zurückgefordert werden, selbst wenn sie den Wert des Tieres übersteigen. Wenn die Verletzung eines Haustieres zu dessen Tod oder zu einer schweren Beeinträchtigung seiner physischen oder psychischen Gesundheit geführt hat, haben sowohl sein Besitzer als auch die Personen, die mit dem Tier zusammenleben, Anspruch auf Entschädigung für den entstandenen moralischen Schaden."
Irrsinn, Unsinn, Dummheit
Während Tierschutzorganisationen einen großen Erfolg damit feiern, reagiert die spanische rechtsextreme Gegnerpartei Vox komplett gegenteilig darauf. Es sei ein Irrsinn, Unsinn und Dummheit. Dies würde die Tiere vermenschlichen und uns Menschen entmenschlichen. …. Ist das zu glauben? Wie kann es Menschen geben, die Tieren ernsthaft absprechen Gefühle zu haben oder Schmerz zu empfinden? Diese Personen hatten wohl noch nie ein Haustier. Oder noch viel schlimmer - sie beruhigen ihr eigenes Gewissen damit wenn sie Tiere schlecht behandeln, indem sie sich einreden, dass diese eh nichts fühlen. Schreien wir einfach ganz laut… Der Mensch wird entmenschlicht! Was soll das überhaupt heißen? Dass der Mensch ein derart überlegenes Wesen ist und damit das uneingeschränkte Recht hat andere Lebewesen nach Belieben zu behandeln oder zu misshandeln? Nur weil er ein Mensch ist? Und wenn er das nicht mehr tun kann macht ihn das weniger menschlich? Was ist nur mit uns Menschen passiert - irgendwann haben wir mal alle friedlich und respektvoll zusammengelebt. Aber genau deshalb ist ein solches Gesetz überhaupt erst notwendig. Diese absurde Behauptung einer ontologischen Überlegenheit des Menschen über andere Tiere. Ich geb’s offen zu.. manchmal schäm’ ich mich ein Teil dieser Spezies zu sein.
Warum erzähl ich dir das?
Es ist ein so wichtiges Thema. Ein Tier - egal ob Wild-, Nutz- oder Haustier, ist für mich ein fühlendes Lebewesen. Ein Lebewesen mit Ängsten, Bedürfnissen, Gefühlen, Gedanken und nicht zuletzt einem Bewusstsein. Dafür brauch ich persönlich kein Gesetz, es ist für mich etwas selbstverständliches. Wir ALLE sind Lebewesen die gemeinsam auf der Erde leben dürfen. Was hat es sonst für einen Sinn? Dieses Leben und diese Welt? Ich gebe aber offen zu für mich ist es viel zu selbstverständlich. Ich esse keine Tiere und behandle jedes einzelne Lebewesen mit Respekt. Dabei vergesse ich leider zu oft wie viele Menschen es da draußen eigentlich gibt, die nicht so denken oder handeln wie ich. Die sich keine Gedanken darüber machen wie es anderen geht und nicht hinterfragen. Genau die sind der Grund dafür, dass es so viele Tiere gibt die tagtäglich leiden. Sowohl physisch als auch psychisch.
Wichtiger Schritt
Es muss nach wie vor sehr, sehr, sehr viel im Tierschutz passieren. Nicht nur in Spanien sondern weltweit. Und diese Gesetze müssen auch kontrolliert und verinnerlicht werden. Diese Reform ist zwar ein guter und sehr wichtiger Schritt und Spanien ist uns einen riieeesen großen Schritt voraus. Aber es ist halt erst der Anfang. Helfen wir alle gemeinsam mit um wirklich jeden - jeden einzelnen - davon zu überzeugen, dass ALLE Tiere fühlende Lebewesen sind und sie nichts anderes als unseren größten Respekt und unsere Liebe verdient haben. Das ist eine moralische Verantwortung, der wir uns endlich wieder bewusst werden müssen. Vielleicht rettet es unseren Planeten und wenn nicht, ist es zumindest das, was meiner Meinung nach einen guten Menschen ausmacht. Die Art wie man mit anderen Lebewesen - egal ob Mensch, Tier oder von mir aus Außerirdischen, umgeht.
Behandle jeden so wie du selbst behandelt werden willst. Das macht uns zu dem was wir sind. Ob gut oder böse. Auf welcher Seite willst du stehen?
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