Der Schlüssel zum Erfolg in der Hundeerziehung
In der Hundeerziehung ist nichts wirklich schwer. Vielleicht anstrengend, vielleicht langwierig aber alles ist erlernbar und auch nicht wirklich kompliziert zu verstehen. Es ist nachvollziehbar und mit ein bisschen Hausverstand kommt man auf vieles von selbst. In der Theorie ist die Hundeerziehung also einfach. Tja, in der Theorie könnte auch jeder Mensch einen athletischen Körper haben. Also, woran scheitert es dann?
Die Antwort ist ganz einfach: Konsequenz. Ohne funktioniert es nicht. Denn Konsequenz ist ein essenzieller Bestandteil in der Erziehung deines Hundes. Ein Hund benötigt konsequente Regeln da sie sowohl ihm als auch dir im gemeinsamen Alltag einen Leitfaden bieten. Fehlen diese festen Regeln kann ein Hund nicht wissen was richtig und was falsch ist, demzufolge weiß er nicht wie er sich verhalten soll. Und auch dir wird es ähnlich gehen, denn wenn du dich nicht selbst konsequent an eure Regeln und Grenzen hältst wird das zu viel Verwirrung und Missverständnissen führen. Eure Kommunikation wird darunter leiden und das Zusammenleben wird anstrengend.
Was bedeutet Konsequenz?
Puh gar nicht so leicht zu erklären, denn Konsequenz hat wohl mehrere Bedeutungen. Ich spreche von Konsequenz als über einen längeren Zeitraum gleichbleibende Handlungen mit dem übergeordneten Ziel etwas zu ändern. Dafür legt man Regeln fest und hält sich in Zukunft daran, ohne Ausnahme und widersprüchliche Handlungen. Konsequent sein also. Dieses Verhalten muss von Anfang an durchgezogen werden bis es schließlich zur Gewohnheit wird. Für uns Menschen ist dabei das Schwierigste aus anderen, alten Gewohnheiten auszubrechen und keine Ausnahmen zu machen. Das ist nicht immer leicht denn oft heißt das auch auf etwas zu verzichten. Schaffen wir das aber, entstehen dadurch klare Verhaltensweisen. Es ist ein bisschen wie die Straßenverkehrsordnung - der Verkehr funktioniert nur dann flüssig wenn sich alle an die Regeln halten. Werden diese nicht von allen konsequent eingehalten kommt es zu Unfällen.
Ein wichtiger Unterschied zur Straßenverkehrsordnung liegt darin, dass du selbst verantwortlich für die Umsetzung bist und es keine höhere Instanz wie die Polizei gibt die dafür sorgt, dass du dich an die Regeln hältst. Wie bei einer Diät oder dem regelmäßigen Training - Du selbst bist dein Richter. In der Hundeerziehung können die Folgen aber oft viel schlimmer sein, denn es leidet die Beziehung zu deinem Hund. Er bestraft dich indem er nicht hört, indem er kläfft, wegläuft, an der Leine zieht oder deine Schuhe zerbeißt. Nicht weil er es möchte, sondern weil er es einfach nicht besser weiß. Konsequente Hundeerziehung bedeutet, dass sich dein Hund darauf verlassen kann, dass auch DU dich selbst immer an die von dir auferlegten Regeln hältst. Genauso wichtig ist, dass diese Regeln sinnvoll sind und für den Hund ein Ausgleich zwischen Einschränkung und Freiheit herrscht. Das ist nicht immer leicht denn es bedeutet keine Ausnahmen. Und dazu muss man vor allem mit sich selbst im Reinen sein.
Gewohnheit
Konsequenz ist nicht nur wichtig um dem Hund etwas zu beizubringen, denn lernen kann er schnell. Aber ein Verhalten einzuprägen braucht Zeit und viel Geduld. Nur so wird es irgendwann zur Gewohnheit. Bei manchen Dingen ist das leicht, bei unserem täglichen Kaffee in der Früh zum Beispiel. Aber nicht bei allem was gut ist erkennen wir sofort einen positiven Nutzen und das macht es schwieriger.
Hier spielt auch die Lebensphase eine nennenswerte Rolle. Bis Anfang zwanzig scheint uns alles Neue als besonders interessant da wir uns ja von unseren Eltern unterscheiden wollen. Bis vierzig haben wir dann unsere Gewohnheiten gefestigt, weil wir mittlerweile wissen, wo es lang geht. Danach wird jede Änderung eher als Bedrohung wahrgenommen. Wir tendieren dazu an alten Gewohnheiten festzuhalten bis wir unser Verhalten aufgrund äußerer Ereignisse, etwa einer Pandemie oder eines neuen Familienmitglieds ändern müssen. Werden wir dazu gezwungen etwas zu ändern merken wir meist, dass das neue gar nicht so schlecht ist.
Denken wir zum Beispiel ans Zähneputzen. Wolltest du als Kind gerne Zähneputzen? Nein, wahrscheinlich nicht. Deine Eltern haben dich täglich daran erinnert und dich dazu angehalten es zu tun. Und heute putzt du dir täglich die Zähne und bestimmt ist dir mittlerweile auch bewusst wie wichtig es ist. Mit der Konsequenz in der Hundeerziehung ist es ähnlich. Viele Regeln erscheinen dir am Anfang ziellos und aufwendig. Es ist anstrengend dem Hund Verhaltensweisen einzuprägen, denn du musst es nicht nur ihm beibringen sondern dich selbst konsequent daran halten. Der Hund muss merken, dass er sich auf dich und deine konsequenten Regeln verlassen kann, nur so kann er sich diese Verhaltensweisen einprägen und sie zur Gewohnheit werden lassen. Der Hund will es ja richtig machen. Aber man muss ihm auch die Chance dazu bieten. Wenn dasselbe Verhalten 1x falsch und 1x richtig ist, wird der Hund irgendwann aufhören es zu machen, es wird ihm schlichtweg zu blöd dieses Glücksspiel mit dir zu spielen.
Mein Lieblingsbeispiel ist hier unser Grundkommando Straße. Vor jeder Straße bleibe ich stehen und Cassie muss sich hinsetzen. Egal ob ein Auto kommt oder nicht, selbst wenn nur der Gehsteig endet und es nicht wirklich eine Straße ist. Auch wenn ich es mal eilig hab wo hinzukommen oder ein Auto für uns stehen bleibt um uns rüberzulassen. Wir nehmen uns immer die Zeit um „Straße“ zu machen. Und jetzt, nach Jahren des Trainings ist es für Cassie zur Gewohnheit geworden und sie weiß es schon von ganz allein. Sie betritt nicht einfach selbständig die Straße. Nie. Verstehst du jetzt wie wichtig es ist etwas konsequent durchzuziehen?
WICHTIG: Konsequent zu sein ist nicht immer leicht. Vor allem wenn sich das Ergebnis erst nach längerer Zeit zeigt. Deine Selbstdisziplin ist hier der entscheidende Faktor. Sei dir zudem bewusst, dass es bei deinem Hund mehrere Jahre dauern kann bis alles einwandfrei funktioniert. Aber keine Angst, viele positive Veränderungen zeigen sich schon sehr bald und sobald du erste Erfolge verbuchen wirst, wird es dir um einiges leichter fallen. Gib nicht auf - es ist es wert.
Der Schlüssel
Der Schlüssel bist du. Du, deine Einstellung und dein Verhalten. Du musst an dich selbst glauben und das auch wirklich wollen. Du musst die von dir auferlegten Regeln selbst für sinnvoll erachten damit auch dein Hund sie für sinnvoll halten kann. Du musst also wirklich selbst davon überzeugt sein und dich selbst ausnahmslos daran halten. Das ist der einzig nachhaltige Weg und der Schlüssel zum Erfolg in der Hundeerziehung. Nur so kannst du dem Hund das Leben in unserer Gesellschaft erklären und ihn zu einem funktionierenden Teil davon machen.
Inkonsequentes Verhalten führt dazu, dass du für deinen Hund nicht ernst zu nehmen bist. Unsere Hunde verstehen das Prinzip von Ausnahmen nicht, es darf nur Entweder/Oder geben. Und darauf muss sich dein Hund immer verlassen können.
Für einen Hund ist nichts wichtiger als ein starker, selbstbewusster, verlässlicher und konsequenter Partner an seiner Seite. Und weißt du was? Wenn du das bist, bekommst du einen Hund an deiner Seite der ebenso verlässlich ist.
Es ist also eigentlich ganz leicht. Geh in dich, überleg dir was dir im Alltag wichtig ist, leg Regeln fest und halte dich strikt daran und es wird sich so viel ändern, glaub mir.
Du weißt nicht genau wovon ich rede? Nehmen wir zb Türen. Wenn du eine Eingangstüre öffnest um hinaus zu treten solltest du kurz nach links und rechts schauen und dich vergewissern, dass niemand kommt in den du hineinlaufen könntest. Das macht Sinn denn es verhindert ungewollte Zusammenstöße. Daher sollte dein Hund also dasselbe machen. Hierzu ist die erste Regel, dass der Hund erst aus der Tür kann wenn du dich versichert hast das es geht und ihm Bescheid gibst. Damit dein Hund das verstehen kann und die Notwendigkeit erkennt musst du das aber immer machen. Bei jeder Tür. Viele machen den Fehler, dass sie den Hund nach dem jeweiligen Befinden für dieselbe Handlung bestrafen oder belohnen. Nur weil man Stress hat sollte der Hund nicht auf einmal hinauslaufen dürfen und umgekehrt, kann man ihn auch nicht bestrafen wenn er immer hinauslaufen darf und dann wenn man es einmal nicht will ist es schlimm und falsch. Hä?! Siehst du - genau darum geht es. Regeln müssen immer gleich gelten nur so entsteht eine klare Kommunikation und in weiterer Folge Vertrauen.
Natürlich sind aber nicht alle Situationen so eindeutig wie das Beispiel mit der Türe. Viele Situationen haben einen größeren Handlungsspielraum und deshalb ist es noch wichtiger das dein Hund dir vertraut und du ihn mit gezielten Kommandos leiten kannst. Kommt dir jemand auf einem Gehweg entgegen sollte der Hund jedenfalls ausweichen und nicht auf den Menschen zulaufen. Wenn genügend Platz ist reicht es wenn der Hund auf die Seite geht aber in anderen Situationen ist es sinnvoll wenn er auch zu dir kommt und bei Fuß geht damit du zwischen Hund und Person bist. In dem Fall solltest du deinen Hund danach wieder ins „Frei“ lassen damit er weiß, dass die Einschränkung vorbei ist. Und auch wenn es mittlerweile klar sein sollte, auch das musst du immer so machen. Cassie erkennt mittlerweile wenn uns wer entgegenkommt und versichert sich bei mir was zu tun ist.
Tipp
Dabei ist es ganz essentiell, dass du selbst ein Gefühl für richtig und falsch entwickelst. Frag dich selbst regelmäßig was funktioniert und was nicht. Was tut dem Zusammenleben gut, was fördert es? Was ist das Ziel? Was bekommt mein Hund gut hin? Und vor allem - was versteht er und hält er selbst für sinnvoll?
Mut
Erst wenn du ablegst was dir die Gesellschaft vorgibt, wenn du dich frei machst von Vorurteilen und dich voll und ganz auf deinen Hund einlassen kannst. Erst dann bist du bereit für einen Hund.
Viele Veränderungen scheinen uns erstmal unmöglich. Aber warum? Wahrscheinlich weil wir es nicht wirklich wollen, Angst vor Veränderungen haben oder womöglich auch weil wir den Benefit erst erkennen wenn die Änderung geschafft ist. Dazu muss man sich das Ziel ganz bewusst vor Augen halten bis sich etwas ändert und dann standhaft und diszipliniert genug bleiben um weiter zu machen. Unvorstellbar scheinen manche Verhaltensänderungen. Aber einmal vollzogen scheinen sie selbstverständlich.
Schafft man es nicht konsequent zu sein, so liegt das folglich nur daran, dass man von seinem (eigenen) Ziel nicht überzeugt ist und seine Regeln selbst nicht für sinnvoll erachtet.
Sich auf seinen Hund einzulassen und ihm ein entspannter, souveräner Freund sein zu können setzt voraus, dass man mit sich selbst im Reinen ist. Dazu kann es notwendig sein Bekanntes zu vergessen und vieles neu zu denken indem man Verhaltensweisen ändert und anpasst.
Man muss wissen welche Werte man vermitteln möchte, was richtig und was falsch ist und allem voran: was einem selbst gut tut und was nicht. Das Herauszufinden und umzusetzen ist nicht immer leicht. Tut mitunter weh und fordert viel Kraft.
Sich nachhaltigen Veränderungen in seinem Leben hinzugeben, setzt voraus, dass man Dinge hinterfragt, sein Handeln reflektiert und gewillt ist dafür einzustehen, dass man etwas in seinem Leben anders machen möchte. Dem weichen viele Menschen aus. Sich in der heutigen Zeit mit sich selbst, seinen Wünschen, Träumen und auch Ängsten auseinanderzusetzen ist keine einfache Aufgabe. Das weiß wohl jeder von uns. Manchmal reißt es alte Wunden auf, es ist unangenehm und kann auch richtig wehtun. Sich auf seinen Hund voll und ganz einzulassen bedeutet eben nicht nur das Verhalten des Hundes zu reflektieren sondern in erster Linie auch das eigene. Hundeerziehung kann demnach eine Reise zu sich selbst sein wenn man den Mut hat sich darauf einzulassen.
Nimm dir das zu Herzen, denn es kann so viel ändern. Im Leben und im Zusammenleben. Für deinen Hund und für dich.
Vergiss nicht: Gewohnheiten sind gut aber gewohnte Gewohnheiten nicht immer die besten. Aus Gewohnheiten auszubrechen und neue zu schaffen ist mitunter sehr schwer aber - und das ist das wichtigste - es ist es wert.
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