4 Tipps für entspannte Weihnachtstage mit Hund
"Ein ausgeruhter Hund ist ein entspannter Hund
und ein entspannter Hund ist ein konzentrierter Hund."
Dieses wichtige Zitat aus unserem eBook „Der entspannte Hund“ sollte man sich immer vor Augen halten. Sich dieser Aussage bewusst zu sein ist nicht nur in den bevorstehenden Weihnachtsfeiertagen enorm wichtig sondern auch für einen entspannten gemeinsamen Alltag. Du wirst sehen, wenn du dich an folgende Tipps hältst, wird dein Hund es dir danken und deine Weihnachtstage werden entspannter als je zuvor.
So sehr die Winterzeit auch für Entschleunigung steht wird gerade am Ende des Jahres dann doch immer wieder alles recht stressig. Projekte sollen noch vor dem Jahreswechsel abgeschlossen werden, Geschenke müssen rechtzeitig besorgt werden, gefühlt ist man ständig unterwegs und will so viele Freunde wie möglich noch vor Weihnachten treffen. Dabei jagt eine Weihnachtsfeier die nächste und ehe man sich versieht ist auch schon der 24.12. und die Weihnachtsfeiertage stehen an. Auch hier steht nicht Entschleunigung an erster Stelle denn möglichst viele Treffen mit der Familie in möglichst kurzer Zeit machen das unmöglich. Trotzdem man möchte es ja allen so gut es geht recht machen. Mittagessen bei den Eltern, danach ein gemeinsamer Spaziergang, Abendessen und Bescherung mit der Familie bei sich zu Hause, am 25.12. dann dasselbe mit der Familie des Partners und am Tag darauf wird nochmal mit Oma, Opa, Tanten, Onkeln und allen die sonst noch dazugehören gefeiert.
Meist wird an diesen Tagen nicht nur auf die Entschleunigung vergessen, sondern man vergisst dabei auch nur allzu schnell, was dieser Trubel für den Hund bedeutet: Jeden Tag ist was los, überall und ständig sind neue Reize und viel mehr Menschen als gewohnt. Es gibt kaum Momente in denen man sich ausruhen kann, alle sind erregt, es wird gemeinsam gekocht, gelacht, ja sogar gesungen und womöglich gibt’s zur Feier des Jahres sogar mal ausnahmsweise etwas Leckeres vom Tisch,…
Er muss alleine klarkommen mit den Kindern deiner Schwester, die sich so sehr einen Hund wünschen und den unkontrollierten Hundebegegnungen beim gemeinsamen Spaziergang. All das bedeutet für einen Hund unglaublichen Stress. Selbst wenn er nur liegt und zusieht sind solche Ereignisse extrem anstrengend. Vor allem wenn das gleich mehrere Tage hintereinander passiert.
Bevor wir zu den wichtigsten Tipps für ein möglichst stressfreies Weihnachten mit Hund kommen möchte ich dir noch einen kleinen Einblick in unser BESTSELLER eBook „Der entspannte Hund“ geben, damit du besser verstehst was Stress für einen Hund bedeutet, welche Auswirkungen es haben kann und warum eine gesunde Balance zwischen Belastung und Regeneration so wichtig ist.
Vermehrter Stress ist für uns Menschen etwas Alltägliches und gehört traurigerweise schon irgendwie zu unserem Leben dazu. Genau deshalb wird Stress als schädigende Belastung häufig übersehen oder schlichtweg nicht bedacht. „Stress zu haben" ist im deutschen Sprachgebrauch ein Ausdruck dafür, dass man stark gefordert wird oder sich womöglich sogar überfordert fühlt. Beides bedeutet eigentlich nicht unbedingt etwas Positives. Weder für Mensch noch Hund. Betrachtet man das Ganze jedoch aus medizinischer Sicht ist die Stressaktivierung zunächst einmal neutral, denn Stress ist grundsätzlich lebensnotwendig. Die Ausschüttung von Stresshormonen wird im Körper über Regelkreise gesteuert. Sie liegt bei lebendigen Tieren nie auf Null und wird der jeweiligen Belastung angepasst. Ist die Belastung hoch, befindet sich der Körper in Alarmzustand und es findet eine hohe Ausschüttung von Stresshormonen statt. Das führt zu einer umgehenden Steigerung der Leistungsfähigkeit, jedoch auch zu einer Begünstigung des Flucht- oder Angriff-Schemas. Das steht im Gegensatz zu der Fähigkeit nachzudenken bzw. ruhig und planvoll zu handeln wenn das Stresslevel niedrig ist. Damit ein Hund also nicht impulsiv handelt ist ein niedriges Stresslevel wichtig. Stress wird durch sogenannte Stressoren ausgelöst. Diese Reize können ganz unterschiedlicher Natur sein. Es gibt unglaublich viele potentielle oder bereits auf den Hund einwirkende Stressoren. Aber nicht jeder dieser Stressoren stellt für den Hund automatisch eine Belastung dar. Erst wenn eine dauerhafte oder häufig wiederkehrende erhöhte Stressaktivierung besteht und Belastung und Regeneration in keinem ausgewognen Verhältnis stehen werden diese Reize zu einem Problem.
Nehmen wir einen Weihnachtsmarkt und all seine Reize. Die Geräuschkulisse allein wäre ok für den Hund und gut zu verarbeiten. Mehrere Menschen sind auch kein Problem. Ein anderer Hund auch nicht. Aber kommen allˋ diese Reize zusammen - ständiges Gebimmel, unglaublich viele Menschen, tausende Gerüche, andere Hunde die ebenfalls überfordert sind, Lichtblitze und der Hund wird von links nach rechts gezerrt - dann bedeutet das für einen Hund eine enorme Belastung und schnell auch Überlastung. Das merkt man daran, dass er sich nicht mehr konzentrieren kann und nervös wird.
Man kann sich das Stresslevel vorstellen wie ein Fass das eine gewisse Menge aushält bis es überläuft. Ist das Fass also aufgrund einer Belastung schon halb voll hält er folglich nur mehr halb so viel aus. Das ist wichtig zu verstehen, weil es oft erklärt warum sich ein Hund in einer Situation aus scheinbar heiterem Himmel anders oder aggressiv verhält. Aus heiterem Himmel zeigt ein Hund jedoch nie aggressives Verhalten. Hunde sind Konfliktvermeider und senden stufenweise bestimmte Signale wenn es ihnen zu viel wird. Leider werden diese Signale aber nur allzu oft ignoriert oder nicht erkannt. Möchtest du mehr über die Körpersprache unserer Hunde lernen, dann empfehle ich dir unser eBook „Der tut nix - Hundebegegnungen meistern“. Hat der Hund am Tag bereits viel erlebt wird es ihm viel schwerer fallen sich zu konzentrieren. Darum achte ich zum Beispiel immer darauf, dass Cassie gut ausgeruht ist bevor ich mit ihr in eine Stadt gehe. Ebenso aber auch wenn wir wo eingeladen sind, selbst Besuch bekommen und ganz speziell vor der Familien Weihnachtsfeier. Ich laste sie nicht extra aus denn sie benötigt ihre volle Konzentration und Energie.
Die Regenerationszeiten nach einer starken Stressbelastung (körperliche/geistige Anstrengung) sind je nach Hund unterschiedlich. In aller Regel sind die Regenerationszeiten aber länger als generell angenommen wird. Um zu regenerieren und Stress abzubauen muss der Hund vollständig zur Ruhe kommen können. Solange er in irgendeiner Form aktiviert bleibt findet kein Stressabbau statt. Die meisten Menschen nehmen den Regenerationszustand des Hundes komplett falsch wahr denn oftmals wird der Hund schon als „einsatzbereit“ gesehen, wenn er nach einer kurzen Ruhephase aufhört zu hecheln. Dem ist aber nicht so, denn die Atemfrequenz normalisiert sich in einer Ruhephase auch nach stärkerer Belastung meist in allerkürzester Zeit und ist kein Indikator für das Stresslevel. Das ist ganz wichtig zu verstehen. Erfahrungsgemäß bedeutet es eher, dass der Hund nun bereit ist zur Ruhe zu kommen, vorausgesetzt die Umgebung passt. Das wissen leider sehr viele Menschen nicht denn der Abbau der Stresshormone dauert nämlich wesentlich länger und ist von außen auch nicht einfach so zu erkennen. Warum bleibt der Hund nicht einfach liegen wenn er noch nicht ausgeruht ist? In diesem Zusammenhang kommt es für den Hund leider oft zu einem sozialen Dilemma. Denn für ein Rudeltier wie den Hund, stellt ein konsequentes Nicht-Mitmachen, wenn um ihn herum Action herrscht, nämlich gar keine Option dar, (speziell dann, wenn für ihn wichtige Sozialpartner ebenfalls noch aktiv sind). Völlig unabhängig von seinem körperlichen Bedürfnis nach Ruhe und Regeneration wird er sich also, schon alleine aus sozialen Gründen, jederzeit neuen Herausforderungen stellen, auch wenn er noch nicht ausgeruht ist. Ganz speziell gilt das dann, wenn er noch dazu zu Aktivitäten eingeladen wird. Gerade bei Festen wie den Weihnachtsfeiertagen ist ein solches soziales Dilemma für den Hund quasi vorprogrammiert.
Wenn du mehr über Stress, mögliche Stressoren, dessen Auswirkungen und wie man damit umgeht lernen willst, empfehle ich dir unser eBook „Der entspannte Hund“. Darin gehe ich nicht nur detaillierter auf Stressbelastungen ein sondern biete dir mit wichtigem Wissen und gezielten Übungen zur Impulskontrolle und Frustrationstoleranz einen essenziellen Leitfaden für mehr Entspannung im Alltag.
Damit es gar nicht so weit kommt, dass dein Hund an den Weihnachtsfeiertagen gestresst ist, hier die 4 wichtigsten Tipps für entspannte Weihnachtstage mit Hund:
1. Ausruhen statt Auspowern
Das ist ganz wichtig denn es ist leider ein sehr weit verbreiteter Irrglaube, dass man seinen Hund vor Besuchen, Feierlichkeiten oder sonstigen Aktivitäten extra auslasten sollte damit er danach entspannter ist. Dabei wird etwas ganz wichtiges vergessen. Solche Events sind extrem anstrengend für einen Hund. Viele Menschen, alle reden, ständig ist Action und eine fremde Umgebung kommt häufig ebenfalls dazu. Diese Faktoren sind bereits mehr als genug Auslastung für den Hund. Er braucht all’ seine Energie um mit diesen vielen Reizen zurechtzukommen. Also gilt genau das Gegenteil: Vorher viel Ruhe und schlafen, statt laufen und auslasten. Denn nur ein ausgeruhter Hund ist ein entspannter Hund und nur ein entspannter Hund ist ein konzentrierter Hund.
2. Stress reduzieren
Wenn du merkst, dass es deinem Hund zu viel wird liegt es in deiner Verantwortung den Stress zu reduzieren. Entweder man kann die Reize reduzieren, die anderen Menschen von ihm fernhalten oder einen Ort schaffen an dem er sich sicher fühlt. Dafür ist es jedenfalls wichtig, immer ein Auge auf den Hund zu haben um zu wissen wie er sich verhält und welche Signale er zeigt. Es spricht auch absolut nichts dagegen sich für eine (halbe) Stunde von der Familie zu verabschieden und dich mit deinem Hund gemeinsam zurückzuziehen. Ich mach das auch so. Das Wohlbefinden meines Hundes und die Erfahrungen die er an meiner Seite machen darf liegen in meiner Verantwortung. Bei einem kleinen Kind wäre es nicht anders. Und da ich will, dass mein Hund sich wohl fühlt, entspannt ist und mich weiterhin gerne begleitet, unterstütze ich ihn aktiv dabei. Auch wenn das vielleicht bedeutet sich vor anderen rechtfertigen zu müssen weil man seinem Hund eine gewisse Priorität gibt.
3. Klare Regeln
Auch innerhalb einer Familie spalten sich oft die Meinungen über Hundeerziehung. Das ist prinzipiell voll ok, jeder darf seine eigene Meinung haben. Jedoch muss auch ein jeder akzeptieren und respektieren wie der andere die Erziehung seines eigenen Hundes handhabt. Ich weiß wie schwer es sein kann, gerade bei Familienfeiern für eine entspannte Grundstimmung für den Hund zu sorgen ohne in ständige Konflikte zu kommen. Umso wichtiger ist es gleich von Beginn an für alle Anwesenden bestimmte Verhaltensregeln gegenüber deinem Hund festzulegen. Bei solchen Feiern dabei zu sein ist für den Hund schon anstrengend genug. Daher ist es wichtig, dass er nicht zusätzlich unnötig gefordert wird sondern alle dabei mithelfen, dass er diesen Tag entspannt und positiv miterleben darf. Das bedeutet: Kein Spielen, kein Füttern bzw. Essen vom Tisch, kein Anlocken oder Aufstacheln. Am besten er wird einfach in Ruhe gelassen, vor allem wenn er liegt und nicht von sich aus Kontakt sucht.
4. Keine Ausnahmen
weder von dir noch von jemand anderem. Dein Hund soll solche Events, die ja eh schon reizvoll genug sind, mit Entspannung verbinden. Ausnahmen bewirken nicht nur das komplette Gegenteil sondern sind obendrein auch noch extrem unfair. Sei es in Form von besonderen Leckerli als Geschenk, bestimmtes Spielzeug das ansonsten Tabu ist, ausnahmsweise Füttern vom Tisch weil Weihnachten ist oder sogar Essensreste an den Hund weitergeben, aber genauso dürfen auch feste Regeln nicht gebrochen werden (zB vor der Tür im Sitz zu warten bevor man ein Haus betritt, Sitz nach Gacki, kein Betteln, Kuscheln am Sofa nur auf Einladung,… wer mehr über unsere Grundkommandos und Regeln im Alltag erfahren möchte, dem empfehle ich unser eBook „Grundkommandos - den Hund in die Gesellschaft integrieren“.)
Ausnahmen jeglicher Art sind also tabu, denn sie sind unfair und lassen den Hund eine gewisse Erwartungshaltung einnehmen, was wiederum für Stress sorgt. Ein solcher Stress ist durch dein konsequentes Verhalten leicht zu verhindern und du wirst merken: bist du konsequent, dann ist es dein Hund auch. Aber nicht nur das - er wird sich dadurch auch entspannter und dementsprechend höflicher und braver verhalten. Und jetzt mal ganz ehrlich - ein gut erzogener Hund ist das beste Geschenk, dass du dir machen kannst.
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